Mittwoch, 9. September 2009

Buchrezension: "Der Gebrauch des Menschen" von Aleksandar Tišma

Das Buch beschreibt die Zustände in der kleinen Stadt Novi Sad, an der Grenze zu Ungarn vor, während und nach dem Zweiten Weltkrieg. Dort leben Serben, Kroaten, Ungarn, Deutsche und Juden friedlich zusammen bis dieses Zusammenleben durch den inmarsch deutscher Soldaten und den Krieg zerstört wird. Anhand von Einzelschicksalen werden die Schrecken des Krieges verdeutlicht. Gerhard fällt als Widerstandskämpfer, seine Schwester Vera wird im KZ als Prostituierte missbraucht, Milinko wird an der Front zum Verstümmelten, der geschickte Srodoje hat, trotz eines langen Weges, den Krieg äußerlich heil überstanden, findet sich aber nach dem Krieg nicht mehr zurecht. Beginnend mit dem Tagebuch einer Lehrerin, das die Figuren miteinander verbindet, beschreibt Aleksandar Tišma auf eindrucksvolle Weise, wie die Personen während des Krieges agieren und nach dem Krieg nicht mehr recht Fuß fassen können, mit den Menschen nicht mehr zurechtkommen, sich nicht mehr zuhause fühlen und daran zugrunde gehen.

Meiner Meinung nach ein sehr düsteres und ungemein eindrucksvolles Buch, das sich weniger mit den Grausamkeiten des Krieges beschäftigt, als mit dem Gefühlsleben derjenigen, die diese Grausamkeiten erleben. Ein anderer Zugang als in vielen anderen Büchern über den Zweiten Weltkrieg, doch (vielleicht gerade deshalb) sehr interessant und spannend.

Zu sehen wie sie erfolglos versuchen in der Nachkriegsgesellschaft Fuß zu fassen und zurechtzukommen erfüllt einen mit Mitleid und man nimmt automatisch Teil an ihren Problemen, Ängsten, Nöten, die alle tief in deren Seelen verwurzelt sind.


Zu Beginn ist es etwas schwieriger zu lesen, da stark zwischen der Geschichte, Ortsbeschreibungen, Personenbeschreibungen, der Gegenwart, Zukunft und Vergangenheit hin und her gesprungen wird. Als ich mich jedoch erst eingelesen hatte, konnte ich es nicht mehr aus der Hand legen, da ich an den Schicksalen der einzelnen Personen sehr interessiert war, mitgefühlt habe und einfach unbedingt wissen wollte, wie es ihnen weiter ergeht.

Fazit: Trotz der Anfangsschwierigkeiten ein sehr gutes, spannendes, und auf jeden Fall empfehlenswertes Buch.


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